Resilienz ist in aller Munde – aber was steckt nun wirklich dahinter und wie kann sie mein Leben positiv beeinflussen?
Resilienz bezeichnet die innere Widerstandskraft eines Menschen, d.h. seine Fähigkeit mit Krisen, schwierigen Lebenssituationen und hohen Belastungen gut umzugehen.
Der Begriff Resilienz kommt ursprünglich aus der Materialwirtschaft und beschreibt die Fähigkeit hochelastischer Werkstoffe – nach einer Verformung – wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzukommen. Mittlererweile hat der Begriff in viele Bereiche unseres Lebens Einzug genommen. Resilienz gilt einerseits als Kernkompetenz im Arbeitsleben und ist auch im Alltag & Privatleben eine absolute Bereicherung. Das Leben hat schöne und weniger schöne Überraschungen und Wendungen parat. Wie wir die Dinge bewerten, annehmen und letztendlich auch angehen macht den großen Unterschied. Resiliente Menschen sind hier klar im Vorteil.
In diesem Blogbeitrag schauen wir uns an, was Resilienz eigentlich ist. Was steckt dahinter? Was sind denn nun die oft genannten sieben Säulen der Resilienz und wie können sie mein Leben positiv beeinflussen? Wer Lust hat, findet am Schluss noch eine Anleitung zum Reflektieren.
Resilienz bezeichnet unsere innere Widerstandskraft. Unsere Fähigkeit, mit schwierigen Situationen, widrigen Umständen und hohen Belastungen umzugehen. Natürlich wirkt sich Resilienz auch in weniger belastenden Situationen positiv aus. Für manche wird es zu einer Lebenseinstellung – die viel Wohlbefinden, aber auch Mut und Zuversicht bringt.
Gerade Corona hat uns gezeigt, wie schnell eine Krise den Großteil der Bevölkerung massiv betreffen kann. Unbestritten ist, dass es einige deutlich härter getroffen hat. In meinem Umfeld und in meiner Praxis habe ich aber auch beobachten können, dass der Umgang mit der Krise aufgrund diverser Faktoren sehr unterschiedlich war – und das war oftmals unabhängig vom Grad der Betroffenheit. Das sind genau die Punkte, an denen ich gerne ansetze. Was verbindet die Menschen, die einfach besser durch Krisen und Veränderung kommen. Wie kann ich mit meinem Fachwissen und diesen Erfahrungen auf jeden Klienten, jede Klientin, individuell eingehen um nach ihren Vorstellungen und Zielvorstellungen bestmöglich Entwicklung fördern und begleiten.
Woran was liegt es, dass manche Menschen Krisen und schwere Lebenssituationen nahezu unbeschadet bewältigen und evtl. auch noch gestärkt und mit Zuversicht aus ihnen hervorgehen? Was lässt sie psychisch widerstandsfähiger sein, als andere?
Resilienz ist sicher ein sehr gutes Instrument, um mit Mut und Zuversicht in die Zukunft zu blicken und um in uns das Gefühl zu stärken, gut gewappnet zu sein – für das, was eventuell kommen wird. Resilienz weiter gedacht, ist ein sehr willkommenes Fundament für unser Selbstvertrauen und das Gefühl von Freiheit – wir haben es in unserer Hand.
Bei der Resilienzforschung hat man sich nicht angeschaut, was Menschen krank macht oder schwächt – sondern im Gegenteil. Man hat den Fokus darauf gelegt, was diejenigen verbindet, die trotz schwerer Umstände und Bedingungen gesund bleiben und bestenfalls auch noch gestärkt aus Krisen hervorgehen.
Emmy Werner, eine amerikanische Entwicklungspsychologin hat in den 1950er Jahren im Zuge einer Langzeitstudie über 40 Jahre lang rund 700 Hawaiianer von Geburt an begleitet, ihren Werdegang und ihre Entwicklung beobachtet und analysiert. 30% der Kinder wuchsen unter sehr schwierigen Bedingungen auf. Sie waren mit Armut, Krankheit der Eltern, Vernachlässigung und teilweise Misshandlungen konfrontiert. Genau diesen Kindern und ihrer Entwicklung galt Werners Aufmerksamkeit. Haben diese Kinder eine Chance auf ein zufriedenes, problemfreies Leben? Etwa zwei Drittel der belasteten Kinder mussten mit negativen Konsequenzen wie etwas Lern- und Verhaltensproblemen, Gesetzeskonflikten sowie psychischen Problemen leben. Aber ein Drittel der 210 Risikokinder entwickelte sich erstaunlich positiv – sie wuchsen zu gestärkten, widerstandsfähigen Erwachsenen heran. Selbständigkeit, Lösungsorientierung, Selbstvertrauen und die Fähigkeit, Hilfe zu suchen und anzunehmen stachen als verbindende Eigenschaften hervor.
Die beiden Psychologen Suzanne Kobasa und Maddi Salvatore führten in den 1970er Jahren eine weitere große Studie zum Thema Resilienz durch. Sie untersuchten 12 Jahre lang 450 Manager einer großen amerikanischen Telefongesellschaft, die sich in sehr turbulenten und von Veränderung geprägten Zeiten befand. Sinkende Umsatzzahlen, Massenkündigungen, Umstrukturierungen, erzürnte Aktionäre waren nur einige der großen Themen. Sowohl diejenigen, die im Unternehmen blieben aber auch jene, die gekündigt wurden hatten mit diesen Veränderungen schwer zu kämpfen. Die Folge waren neben allen wirtschaftlichen Problemen u.a. Krankheiten, Depressionen, Scheidungen und ähnliche negative Begleiterscheinungen. Bei den Verbliebenen stiegen die Krankenstände und die Performance sank. ABER auch hier beobachteten die Forscher wieder ca. ein Drittel, das gesund und zufrieden blieb. Sie brachten weiterhin eine gute Leistung und schienen immun gegen die sich immens verschlechternden Bedingungen im Unternehmen zu sein. Einige der 450 Manager der laufenden Studie wurden in dieser Zeit gekündigt – auch hier konnte ein Drittel diese Veränderung als Chance sehen und sich entsprechend dieser Kriterien auf die eigenen Beine stellen und neue, erfolgreiche Wege einschlagen.
Kobasa und Salvatore haben in vielen weiteren Studien zur Widerstandskraft u.a. den Zusammenhang zwischen Widerstandskraft und Gesundheit in Fall von hoher Stressbelastung (v.a. einhergehend mit Veränderung jeder Art) untersucht. Sie konnten 3 wesentliche Faktoren: Commitment – Control – Challenge erkennen.
Im Zuge vieler Forschungsprojekte und Studien in den verschiedensten Bereichen wurden 7 Schlüsselfaktoren formuliert, die sich positiv auf die innere Widerstandskraft eines Menschen auswirken. Und genau hier setzt nun das Coaching an – sie alle sind trainier- und förderbar.
Zum Schluss möchte ich Ihnen noch eine kleine Übung mit auf den Weg geben. Wie bei vielen anderen Themen bin ich auch hier eine große Freundin der Selbstreflektion. Sich Zeit für sich zu nehmen und sich einfach mit sich selbst auseinanderzusetzen ist extrem kostbar. Fühlt sich vielleicht bei manchen anfänglich komisch an – ist aber eine absolute Empfehlung. 🙂 Probieren Sie es einfach aus.
Mach es Dir gemütlich, nimm Dir etwas zum Schreiben zur Hand und etwas Zeit für Dich:
Wie würdest Du Deine eigene Resilienz sehen? – Denke an die 7 Schlüsselfaktoren und gehe sich nochmals bewusst durch. Auf einer Skala von 1 – 10. Wie würdest du dich in den einzelnen Punkten bewerten? Nimm es vielleicht als Anregung, die ich der nächsten Zeit stärker mit den Faktoren auseinanderzusetzen, bei denen Du Dir weniger Punkte gegeben hast.
Erinnere Dich an eine vergangene Krise oder eine schwierige Situation in Deinem Leben, die Du bereits gut überstanden hast. Betrachte die Situation von damals mit etwas Distanz. Als wenn du von oben drauf schauen könntest. Was hat diese schwierige Situation ausgemacht?
Ich habe Dir eine Liste mit Fragen zusammengestellt, die Dich bei der Reflexion unterstützen soll. Schau dir einmal die Fragen an und wähle Dir die heraus, die Dich spontan ansprechen, die wichtig für Dich sind.
Schreibe dir deine Gedanken auf, es hat eine stärkere Wirkung, als wenn wir sie nur „durchdenken“. Handschriftliche Aufzeichnungen sind wertvoll und nachhaltig.
Unterstützende Fragen zur Selbstreflektion:
Was hat mir geholfen, aus der schwierigen Situation zu kommen?
Welche Ressourcen und Stärken waren greifbar für mich?
Was hilft mir auch aktuell in schwierigen Situationen?
Welche war meine stärkste innere Ressource/Fähigkeit?
Wie war die Unterstützung von außen? Wer hat mich unterstützt? Wer war auch wirklich eine Hilfe?
Welche dieser Ressourcen/Fähigkeiten stehen mir auch heute noch zu Verfügung?
Welche Schritte habe ich damals gesetzt? – Skizziere sie auch kurz. Was waren entscheidende Momente für mich?
Was habe ich aus dieser Zeit an Positivem mitgenommen?
Was hat mir die Kraft dafür gegeben?
Gab es aus dieser Situation heraus eine Veränderung in meinem Sportverhalten/Bewegung?
Habe ich auf Grund dieser Krise meine Ernährung (Ess-und Trinkverhalten) verändert?
Woran habe ich bemerkt, dass es besser wurde? Dass die Krise geschafft und überwunden ist?
Wie hat es mein Umfeld bemerkt?
Was habe ich aus dieser Zeit Positives mitgenommen?
Perspektivenwechsel zur aktuellen Situation
Bitte beantworte in einem nächsten Schritt folgende Fragen:
Was stärkt mich heute?
Was sind meine stärksten Ressourcen/Fähigkeiten?
Welche Stärken erkennen andere an mir? (Frag auch einmal gute Freund*innen oder Familie, welche Stärken du in ihren Augen hast. Du wirst dich wundern 🙂 ).
Diese Übung beschreibt dir sehr gut das Vorhandensein und das Zusammenspiel Deiner vorhandenen Ressourcen, die aus Deinen Erfahrungen, Deinem Netzwerk sowie aus Deiner Persönlichkeit resultieren. Es soll Dir helfen, Dir Deiner Stärken, Ressourcen und Deines Netzwerkes bewusst werden.
Was ist hilfreich?
Was stärkt mir den Rücken?
Was würde mir noch helfen, mich unterstützen?
Zusätzlich zeigt es Dir auch, dass Krisen zeitlich begrenzt sind und überwunden werden können. Durch diese Orientierung an den Ressourcen und dem Fokus auf „hin zur Lösung“ unterbricht man auch die Fixierung auf die Krise.
Literatur:
Heller Jutta: Resilienz – 7 Schlüssel für mehr innere Stärke, Gräfe und Unzer Verlag, 2014
Heller Jutta: Resilienz, Innere Stärke für Führungskräfte, Orell Füssli Verlag AG, 2015
Liebl Gabriele, Schermann Monika: Befreit Leben – Warum es sich lohnt, seine innere Stärke zu kennen. Kneipp Verlag 2016
Siebert Al: The Resiliency Advantage – Master Change, Thrive Under Pressure and Bounce Back from Setbacks, Berrett-Koehler Publishers Inc., 2015
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